Meine Oma gehörte zu dieser typischen `Wir haben ja alle nichts gewusst´-Fraktion. 1942 ist sie von Sternberg nach Berlin gekommen, mit zwei kleinen Kindern und schwanger mit dem dritten. Als ich angefangen habe, sie nach der Zeit zu befragen, hat sie immer erzählt, wie sie bei Bombenalarm alle in die Luftschutzkeller gegangen sind. Also alle, bis auf die Juden, `die sind oben geblieben und haben das Licht angelassen, weil sie ja eh´ wussten, sie geh´n kaputt ´ So mit 16, 17 dachte ich mir, das kann´s ja nicht sein. Ich hab´ dann angefangen, auf eigene Faust nachzuforschen, es gibt ja hier in Berlin im Haus der Wannseekonferenz diese Ausstellung im 1. Stock, da hab´ ich mich ganz intensiv mit auseinandergesetzt. Spätestens, seit wir mit dem Deutsch Leistungskurs nach Weimar und ins ehemalige Konzentrationslager Buchenwald gefahren sind, weiß ich, dass es wichtig ist, verharmlosende Legenden zu hinterfragen und dafür zu sorgen, dass sie nicht unwidersprochen weitergegeben werden. In Weimar hatte ich dieses Schlüsselerlebnis, da haben wir auch mit einer Zeitzeugin gesprochen, die zugegeben hat: Man wollte es einfach nicht wissen. Immer, wenn es gerochen hat drüben in Buchenwald im Lager, dachte man halt, die kochen sich ihr Essen .
Eine Mitarbeiterin von Violence Prevention Network